WIEN (SN). Duft ist für Kosmetikkonzerne und Modehäuser ein Riesengeschäft. Der Entwicklungsprozess ist überschaubar, die Kosten auch, da wenig bis gar nichts in Forschung und Entwicklung investiert werden muss. Dafür winkt, wenn alle Marketingpläne aufgehen, der große Umsatz. Kein Wunder, dass die Zahl neuer Düfte immer größer und unüberschaubarer wird.
Dummerweise haben aber immer mehr Duftliebhaber die Nase voll „normalen“ Düften. Sie sind ständig auf der Suche nach neuen, überraschenden, nach eigenständigen, eigenwilligen Kreationen.
Und sie werden auch fündig. Nämlich bei Nischenmarken, die im Begriff sind, das Duftgeschäft kräftig aufzumischen und eine neue Ära einläuten. Nischenmarken ist ein wenig charmanter Name für einen der erfolgreichsten Trends im Duftbereich. Nischenmarken werden von kleinen, privaten, unabhängigen Firmen hergestellt. Die Kreationen werden meist in geringer Auflage hergestellt und sehr selektiv vertrieben. Am Werk sind sind Parfümeure, die ihre Arbeit als Hommage auf die traditionelle Kunst und das Handwerk des Parfümeurs sehen, der jedem Duft seinen ganz individuellen Charakter verleiht. Leitmotive sind persönliche Vorlieben, Emotionen und Erinnerungen. Verwendet wird, was nötig ist, auch wenn das rare, kostbare natürliche Rohstoffe in hohen Konzentrationen – und dementsprechend – kostspielig sind.
Dass Nischendüfte derzeit so boomen, liegt an zwei Dingen. Die Kreationen entstehen ohne Schielen auf die Akzeptanz der breiten Masse. Und genau die muss ein Parfümeur, der für eine der großen Duftfirmen arbeitet, die die internationalen Modehäuser mit Düften beliefern, in der Nase haben. Denn ein neues Duftkonzept für ein Modelabel muss den weltweiten Massengeschmack treffen. Bei möglichst gleich bleibender Qualität über viele Jahre. Und bei möglichst niedrigen Kosten. Das grenzt die Anzahl der Duftstoffe schon beträchtlich ein. Und das wirkt sich auch auf die Performance eines Duftes aus.
Nischendüfte ticken hier bewusst ganz anders. Hier spielen Massengeschmack, Rohstoffe und Preise wenig bis gar keine Rolle. Für Trendexperten ist der Erfolg der Nischen keine Ãœberraschung: „Düfte reflektieren seit Jahrzehnten gesellschaftliches Streben. Sie stehen für die Dinge, die begehrenswert sind und ihrem Träger Anerkennung verleihen. Heute ist es der Wunsch nach Individualität, das Zelebrieren der eigenen Persönlichkeit mit all ihren Facetten, der unsere Gesellschaft prägt“, sagt Trendexpertin Susanne Köhler vom Zukunftsinstitut in Kelkheim in einem Interview. Und Duft ist dafür wie geschaffen. Die Raritäten kommen aus alten, traditionsreichen Häusern (Penhaligon’s, Creed), immer öfter aber auch von jungen Parfümeuren.
Für seine Kollektion an Eaux de Parfum hat Byredo mit Parfümeuren wie Olivia Giacobetti, Jerome Epinette und Michel Almairac zusammengearbeitet. Ben Gorham ist der Gründer und Creative Director des Dufthauses. Der gebürtige Schwede wuchs in Kanada und den USA auf, absolvierte eine Ausbildung an der Swedish Academy of Realist Art in Stockholm und arbeitete im Bereich Interior Design. Mit Byredo – der Name ist eine Kurzform von „by redolence“ – verfolgt Ben Gorham seine ganz eigene Intention: „Die Welt der Düfte und ihre Wirkung auf meine Erinnerungen und Eindrücke hat mich seit jeher fasziniert. Mit Byredo möchte ich meine persönlichen Erfahrungen kommunizieren und damit zu einem nahezu kollektiven Gedächtnis beitragen, das Orte und Zeiten heraufbeschwört.“ Das gelingt mit „Chembur“, ein Duft nach dem Ausflugsziel außerhalb von Mumbai, und auch nach dem Ort, an dem Ben Gorhams Mutter zur Welt kam und aufwuchs. Oder mit „Gypsy Water“, ein Duft, der Ben Gorham an Italien erinnert, wo er lebte und häufig Roma beim Waschen ihrer Kleider im nahe gelegenen Fluss beobachtete. Düfte von Byredo sind in Wien bei Le Parfum (www.leparfum.at) erhältlich.
Bis er seinen ersten eigenen Duft „Figuier“ im Jahr 2004 auf den Markt brachte, hatte sich der junge britische Designer James Heeley mit minimalistischen Möbeln und dem funktionalem Design von Wohnaccessoires einen internationalen Namen gemacht. Das zentrale Thema Heeleys ist die Beziehung zwischen der Schönheit der Natur und Urbanität. Heeley lässt sich beim Kreieren sowohl von idyllischen Landschaften als auch von technischen Details inspirieren. Das spiegelt sich heute auch in seiner Parfum- und Kerzenkollektion wider, mit der er vor mittlerweile über sieben Jahren begann. Heeleys ausgefallene Eaux de Parfum sind vor allem durch florale und grüne Aromen gekennzeichnet. Geschaffen im Herzen Frankreichs, aus einer aufwändigen Selektion feinster Inhaltsstoffe, steht der Name Heeley als Symbol einer zeitgemäßen Variante des traditionellen Parfums. Seine Duftkollektion umfasst heute 11 Eaux de Parfum und wird Anfang Dezember von der 3-teiligen Serie „Les Extraits“ (mit „Bubblegum Chic“, „Agarwood“ und „L’Amandière“) ergänzt, die in Kennerkreisen bereits als Meilenstein gelobt werden. Düfte von James Heeley kann man in der online-Boutique unter www.jamesheeley.com kaufen.
„Ich habe mich dazu entschieden, meinem Namen das Wort „Maison“ voranzustellen. Das ist keine stilistische Entscheidung, sondern vielmehr ein Mittel, das auszudrücken, woran ich glaube: ein Haus hat eine Seele und eine Geschichte. All die Gefühle, die man mit „Zuhause“ verbindet, vereinen sich in diesem Wort und beflügeln meinen Traum: kleine Freuden zu erschaffen und andere zu inspirieren. Mein „Haus“ vereint in sich die verschiedenen Aktivitäten, die zu seiner Gründung geführt haben. Da ist als erstes meine Arbeit als Parfumeur für große Mode-, Kosmetik- und Luxusmarken. Dann die Herstellung von maßgefertigten Parfums, die ich seit 2001 einem privaten Klientel anbiete, gefolgt von künstlerischen Projekten in Paris, Versailles und New York. Mit der Zeit kamen die olfaktorischen und graphischen Kreationen hinzu, die schließlich zu einer Linie von parfümierten Produkten unter dem Namen „Maison Francis Kurkdjian“ führten. Parfum ist für mich Tag für Tag Teil der Lebensart, etwas, das losgelöst von allem existiert. Die Schönheit von Parfum spricht gleichzeitig vom Intimen und vom Universellen. Parfum unterliegt keinem Diktat. Eine Welt, in der Düfte ein Echo für einander darstellen, das ist eine Welt, in der ich mir wünsche, jede wache Sekunde zu leben und oft auch in meinen Träumen.“ Sagt Francis Kurkdjian, der mit „„Aqua Universalis“, mit „Pour le Matin“ und „Pour Le Soir“ Klassiker geschaffen hat. Düfte von Maison Francis Kurkdjian sind zum Beispiel bei Le Parfum in Wien erhältlich.
Atelier Cologne entstand durch das Aufeinandertreffen von Sylvie Ganter und Christophe Cervasel. Sylvie stammt aus Marseille, lebt in New York; Christophe stammt aus Toulouse und lebt in Paris. Parfum ist seit jeher nicht nur ihre Leidenschaft, sondern auch ihre Berufung. Ihre Liebe gilt dem legendären Eau de Cologne. Durch die gemeinsame Leidenschaft und dem Wunsch, schöpferisch zu sein, entschlossen sie sich, das erste Dufthaus zu etablieren, das sich ausschließlich ihrer Passion widmet – dem Cologne. Ihr Traum war, Colognes zu kreieren, die Charakter besitzen, wie ein Eau de Parfum getragen werden, aber zugleich alle Eigenschaften und die magische Frische eines Colognes hervorheben. Eine neue Familie in der Duftwelt wurde geboren: Die Colognes Absolues. Die Düfte – „Orange Sanguine“, „Grand Néroli“, „Bois Blonds“, „Trèfle Pur“ und „Oolang Infini“ – sind nicht mit herkömmliches Colognes zu vergleichen, da sie höhere Konzentrationen (12-20 ProzentDuftölanteil) enthalten. Das macht sie haltbarer, intensiver und einzigartig. Neben den Colognes werden auch Seifen und Kerzen angeboten. Die Seifen sind hartgepresst, pflanzlich hergestellt und mit Shea Butter und Aloe Vera angereichert, bei den Kerzen garantiert die maßgeschneiderte Zusammensetzung aus Pflanzen- und Paraffinwachsen optimale Duft- und Brennerlebnis.
Frédéric Malle hat zur Jahrtausendwende die „Editions de Parfums“ gegründet und damit ein neues, einzigartiges Duft-Konzept aus dem Hut gezaubert. Frédéric Malle überlässt die Kreation eines perfekten Duftes zur Gänze dem Parfümeur, der ohne jegliche Einschränkungen sein Werk vollenden kann. Am Werk sind die bekanntesten „Nasen“ der Welt, die seither für ihn exklusive Düfte kreieren, die unter dem eigenen Namen ihrer Schöpfer vertrieben werden. Frédéric Malle ist in der Branche aufgewachsen, als die Welt der Parfümeure noch in Ordnung war. Sein Großvater Serge Heftler gründete Parfum Christian Dior. Der Enkel arbeitete jahrelang im Unternehmen, 1986 wechselte er in die Labors der Prestige-Marke Roure Bertrand Dupont. Den Lauf der Zeit hat er am eigenen Leib gespürt: „Mein Job wandelte sich von total interessant zu super-fad.“
Malle beauftragt begandete Nasen wie Pierre Bourdon, Jean-Claude Elenna, Dominique Ropion, Ralf Schwieger oder Olivia Giacobetti, „den perfekten Duft“ zu entwerfen, ohne das sonst übliche Marketing-Briefing und ohne Kostenbeschränkung. Die Entwicklung dauert sechs bis 18 Monate. In der Herstellung sind die Erzeugnisse so zehn bis 20 Mal teurer als massenproduzierte Konkurrenzprodukte. Dass die Düfte trotzdem noch erschwinglich sind, führt Malle darauf zurück, dass alles Geld in den Inhalt der Flakons fließe: Auf das übliche millionenschwere Marketing wird verzichtet. Malle vergleicht seinen Job mit dem des Chefs eines Literatur-Verlagshauses. Die Kollektion der „Editions“ – 19 herausragende, unter Kennern als Geheimtipp gehandelte Düfte – wird in eigenen Boutiquen in Paris und via Internet vertrieben. In Österreich sind „Les Editions de Parfums“ im Pure Day Spa in Wien (www.puredayspa.at) oder unter www.editionsdeparfums.com erhältlich.
Chanel, ein Modehaus, das auch Duftgeschichte geschrieben hat, gönnt sich eine kleine, feine Duft-Kollektion, „Les Exclusifs“. „Les Exclusifs“ ist eine Sammlung von erlesenen Düften, die für Chanel das zelebrieren, was über die Zeit und die Mode hinausgeht: Den Geist von Chanel. „Les Exclusifs“ wurde ursprünglich von Ernest Beaux, dem ehemaligen Duftschöpfer von Mademoiselle Chanel, kreiert. Heute ist es Jacques Polge, der die Düfte des Hauses komponiert.
„Les Exclusifs“ bestand bislang aus zwölf Düften, die den außergewöhnlichen Kosmos von Coco Chanel einfangen und – vielleicht noch wichtiger – dieses große kreative Erbe der Vergangenheit und dem Vergessen entreißen. Mademoiselle Chanel liebte Düfte und entwarf etliche, die nur für ihren privaten Gebrauch bestimmt waren. Heute werden diese duftenden Kostbarkeiten – darunter „31 rue Cambon“, „No.18“, „Coromandel“, „Bel Respiro“, „Sycomore“, „Gardénia“, „Beige“, eine Hommage an Coco Chanels Lieblingsfarbe exklusiv – Name verpflichtet – in den Chanel-Boutiquen verkauft. Nun kommt der 13. Duft der Linie auf den Markt, „Jersey“. Der Stoff Jersey wurde unter den magischen Händen von Coco Chanel zu einem Aristokraten unter den Stoffen. Raffiniert, anschmiegsam, edel, umschmeichelnd und fließend, gewinnt er die Eleganz edler Lässigkeit. Als Jacques Polges, die Nase des Hauses Chanel, Lavendel als Herz des neuen „Exclusif„-Duftes „Jersey“ entdeckt, stößt er auf großes Erstaunen, denn Lavendel gilt als leicht angestaubt und ein bisschen sehr aus der Mode. Umso erstaunlicher ist seine Metamorphose: Begleitet von beeindruckenden Moschusnoten, verzaubert von Rosen und Jasmin, abgerundet von Vanille und Tonkabohne, beendet er königlich sein langes Exil und präsentiert sich heute sinnlich, leicht, aristokratisch und komfortabel und umhüllt die Haut wie ein Kleidungsstück von lässiger Eleganz.
Auch das Luxushaus Hermes leistet sich eine Duft-Kollektion, die ausschließlich in den Boutiquen erhältlich ist. Mit der Kollektion „Hermessence“ wird nicht nur die Essenz des Parfumeur-Handwerks zelebriert, sondern auch das Know-how eines Hauses, das für seine authentischen Kreationen berühmt ist. Die Kollektion „Hermessence“ ist ein Zyklus von Duftgedichten, so schlicht und eindringlich wie japanische Haikus, die mit wenigen Worten, aber Tiefsinn der Vergänglichkeit ein Denkmal setzen.
In diesem Jahr fügt sich „Santal Massoïa“ als zehnter Duft der Kollektion harmonisch in die seit 2004 von Jean-Claude Ellena erforschten olfaktorischen Geschichten ein. „Santal Massoïa“ entführt in das „pays de derrière“ – ein Land jenseits der Wirklichkeit – und erzählt von der spannungsgeladenen Begegnung zweier Milchhölzer: Sandelholz und Massoïa. Massoïa ist ein seltenes, geschütztes Holz, das in der Parfümerie nicht verwendet wird. Diese Bäume, die wie riesige Zimtstangen in den Himmel ragen, faszinierten und betörten Jean-Claude Ellena für die Kreation des zehnten Hermessence Duftgedichtes. Dabei fing er den fremdartigen Geruch ein, der ein wenig rau und ungeschliffen, milchig, süß und bitter zugleich anmutet. „Es gibt lineare und vertikale Hölzer wie etwa die Zeder, und andere, horizontale, die rund, weich und samtig sind wie Sandelholz und Massoïa. Dieses Verständnis hat mich bei der Komposition dieses geheimnisvollen Dufts geleitet: Ein Duft, der einen anlockt und doch unnahbar bleibt, in dessen herbe, fremdartige Noten von Harz und getrockneten Früchten sich vertraute Anklänge von Marmelade, Milchkonfitüre und Blüten mischen“, sagt Jean-Claude Ellena. Die Hermessence-Düfte sind ausschließlich in Hermès-Boutiquen erhältlich.
Etro, 1968 von Gimmo Etro gegründet, steht für extravagante, farbenprächtige Mode. Neben exklusiven Lederwaren und Home Accessoires gehören seit 1989 auch exquisite Parfums zum Luxus-Sortiment. Düfte, die die Persönlichkeit des Trägers unaufdringlich und diskret unterstreichen. Etro-Düfte sind nicht nur kostbare, reine Düfte aus natürlichen Ingredienzen. Sie erzählen zudem Geschichten von fremden Ländern, exotischen Bräuchen und geheimnisvollen Schauplätzen. Träume und Erwartungen ruhen in den kostbaren Flacons, berühren das Innerste. Die Düfte erlauben Parfumliebhabern, ungewöhnliche Duftkreationen zu erleben. Jeder Duft kann einzeln für sich oder in Kombination mit anderen Etro-Düften getragen werden. Alles kann für Etro-Düfte Inspiration sein. Auch das Firmenlogo, der Pegasus, das fliegende Pferd aus der griechischen Mythologie. „Pegaso“ heißt folglich ein hinreißender Duft von Etro und auch das Muster, für das das Modehaus weltberühmt ist, wird mit einem Duft verewigt, „Paisley“. 1968 kehrte Gimmo Etro aus Indien zurück. Im Gepäck: antike Stoffe und die Pläne für ein eigenes Unternehmen. Als er wenig später Etro gründete, schmückten seine Stoffe vor allem alte Paisleymuster. Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn heute Sohn Jacopo die Stoffe für die Kollektionen seiner Geschwister Kean und Veronica Etro entwi...
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